Geschichte
von dem kleinen Ort am Fuße des Halbaches
Durch die hier vorhandenen Schotterböden war Rainfeld für die Landwirtschaft eher unbedeutend.
Doch schon sehr früh entstanden hier, durch die 2 vorhandenen Flüsse, Halbach und Gölsen,
Betriebe, die mit Wasserkraft betrieben wurden. Zuerst kleine Mühlen und Hammerwerke, in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dann Weicheisen und Graugießereien, aufgrund der
Eisenerzlagerstätten in Niederalpl und Erzberg. Dank dem Bau der Leobersdorferbahn im Jahre
1877 war es den Betrieben möglich, ihre Produkte in die ganze Welt zu verschicken und die
Transportkosten wesentlich zu senken. Dazu wurde von einem Werk sogar eine eigene Seilbahn
bis hin zu den Geleisen der Bahn gebaut. An dieser Stelle war ein Anschlußgleis, wo dann die
Waggons mit Eisenerz und Koks beigestellt wurden. Diese wurden in die Seilbahn, die mit
Elektromotor betrieben wurde, verladen und über die Gölsen bis zum Werk transportiert. Teilweise
wurde von dort das im Kettenwerk benötigte Rohmaterial auf Rollwagen verladen und über Schienen,
welche unter der Straße durch und hinter der Laurentius-Kapelle vorbei sowie danach über den
Werksbach führten, bis zum Kettenwerk geschoben. Die fertigen Ketten wurden von diesem Werk
auf die selbe Art und Weise zurück bis zur Eisenbahnverladestelle gebracht und in die Waggons
verladen. Im Gegensatz dazu wurden die fertigen Waren der Gießerei bzw. des Ofenwerkes mit
Pferdefuhrwerken, um 1937 dann mit Lastkraftwagen, nach St. Veit gefahren und dort in die
Eisenbahn verladen und verschickt.
Aus einer solchen kleinen Mühle ist um das Jahr 1800 eine Fabriksanlage hervorgegangen, die
zuerst als Hammerwerk, dann als Sägewerk und Holzwollefabrik eingerichtet war, wurden um
1900 von Hartmann und Werner, die zu dieser Zeit Besitzer des Werks waren, Zuckerln und
Schokolade erzeugt.
Originalrechnung der Schokoladenfabrik Hartmann & Werner
Blick auf Rainfeld um 1900
Die Gölsen schlängelt sich unreguliert durch das Tal, im Vordergrund die Haltestelle der k.u.k. priv. Staatsbahnen
1907 wurde dieses Werk von Alois Swoboda gekauft und zu einem Ofenwerk umgebaut.
Einige Gebäude sind heute noch erhalten
Zur Orientierung: Das Eingangstor rechts unten befindet sich gegenüber der Volksschule
Eine zweite Fabriksanlage war einst die Weicheisengießerei und Stahlwarenfabrik, die Ende
des 18. Jahrhunderts von M. Hann errichtet wurde und die mit dem aus dem Hallbachtal abgeleiteten
Wasser betrieben wurde. Diese Fabrik war damals die größte Gießerei Österreichs und erzeugte
Sporerwaren, Baum-, Reb- und Gartenscheren, Ketten, Trensen, Steigbügel, Pferdehufeisen und
Pferdegebisse. Mit letzteren wurde die Kavallerie der Österr.-Ung. Armee ausgestattet. Aber auch
andere Waren aus Temperguß und Stahl wurden erzeugt. Dieser Betrieb war 100 Jahre im Besitz
der Familie Hann. Zuletzt unter dem Firmenwortlaut "M. Hanns Söhne, Rainfeld".
Arbeiter von M. HANN' SÖHNE, K. u. K. Hoflieferanten beim Fototermin am 30. August 1911
Im Jahre 1895 kauften F. Spohn und F. Fischer dieses Unternehmen und führten es zirka 30 Jahre
in der gleichen Weise weiter.
Im Jahre 1909 gelang es dem Metallarbeiterverband übrigens, erfolgreiche Verträge abzuschließen.
So wurden die Stundenlöhne der Hand- und Maschinenschlosser auf 35 Heller, die der Hilfsarbeiter
auf 28 Heller erhöht. Die Akkordsätze wurden ebenfalls angehoben und die Wochenarbeitszeit auf
55 Stunden herabgesetzt. Außerdem wurde die Anerkennung der Vertrauensmänner und die Freigabe
des 1. Mai erreicht.
Aufgrund der Arbeiten mit dem glühend heißen Eisen war die Brandgefahr im Werk sehr hoch und
deshalb haben die Fabriksbesitzer, Carl und Rudolf Hann, beschlossen, eine Betriebsfeuerwehr auf
Vereinsbasis zu gründen, um eventuelle Brände schnell bekämpfen zu können und Produktionsausfälle
zu verhindern. Die notwendige Ausrüstung, wie Uniformen, Handdruckpumpen, pferdebespannten
Wagen mit tragbarer Schiebeleiter, wurde von den Betriebsbesitzern angekauft. Der erste Kommandant
war der Firmeninhaber Carl, der Stellvertreter sein Bruder Rudolf Hann.
Unter dem späteren Besitzer des Werks, Alois Swoboda (siehe unten), bekam die Feuerwehr
einen Kraftwagen der Marke Gräf & Stift, den die freiwilligen Mitglieder selbst zu einem Einsatzwagen
umbauten.
Feuerwehrauto, Gräf & Stift, Baujahr 1923
Im Jahre 1925 kaufte Alois Swoboda dieses Werk zu seinem ersten Werk dazu, und im Jahre 1929, bei
der Eröffnung der neuen Gießerei mit drei Kupolöfen, beschäftigte die Firma Alois Swoboda & Co.,
Dauerbrandöfen- und Herdfabrik, 300 Arbeiter.
Die Erzeugnisse waren:
Dauerbrandöfen und Herde (für Haushalt, Restaurationen, Hotels, Dauerbrand Großherde,
Dauerbrandherde für Kohle und Elektrokombinationsherde). Die Öfen werden sowohl mit
Handregulierung als auch mit selbsttätiger Regulierung geliefert. Swoboda war die erste Firma, die
Öfen und Kamineinsätze mit "Automatik" erzeugte. Außerdem werden Dauerbrandeinsätze für
Kachelöfen und Kamine und auch Elektro- und Gasgeräte hergestellt.
Montage der SWOBODA-Großherde im Februar 1952
1960 umfasst die Anlage eine Fläche von 310 000 Quadratmetern, auf der die 3 000 Quadratmeter
große Gießerei mit modernen Formmaschinen steht und die anderen Abteilungen angegliedert sind,
und zwar Schlosserei, Emaillierwerk, Schleiferei, Galvanisierungsstätte, Modellschlosserei,
Modelltischlerei, Spenglerei und Nebengebäude. Die Produktion wird auf breiter Grundlage vom
Rohstoff bis zum Qualitätserzeugnis durchgeführt, und es sind über 400 Arbeiter und Angestellte
beschäftigt. Die erzeugten Gußteile wurden aber nicht nur für die eigenen Öfen verwendet, sondern
auch an fremde Ofenfirmen geliefert. Wie zum Beispiel in die Schweiz zur Ofenfabrik Affolter, von den
Arbeitern wurde dies als "Fremdenguß" bezeichnet. Die Geschäftsbeziehungen in die Schweiz kamen
vermutlich daher, daß die Tochter des Direktor Födinger einen Banker aus der Schweiz heiratete.